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Schreibprozess (am Beispiel des Buches "Freizeitpark") Schritt 11: Lektorat

Wie bereits in früheren Beiträgen berichtet, ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass ich beim kurzen Blick in eine vor einiger Zeit geschriebenen Geschichte ärgerlicherweise gleich mehrere textliche Änderungen vornehmen möchte. Nicht nur ist man irgendwann betriebsblind. Zusätzlich entwickelt man den eigenen Schreibstil über die Jahre kontinuierlich weiter.

Quelle Abbildung: https://www.literaturcafe.de/zehn-frechheiten-die-selfpublisher-unterlassen-sollten/

 

Dem zweiten Punkt lässt sich bloß mit einer regelmäßigen Überarbeitung begegnen. Den ersten, dagegen, rückt man am besten mit einem Lektorat zu Leibe.

 

Für meinen sechsten Roman habe ich mir nun zum ersten Mal eines der professionellen Sorte gegönnt. In der Vergangenheit musste i.W. die Familie für die Korrekturen herhalten, doch der Blick eines Profis sollte sicherlich einen gewissen Mehrwert bringen, dachte ich mir.

 

Ich sollte recht behalten (nicht groß überraschend). Hier nun ein paar Erfahrungen zum Vorgehen und eine Zusammenstellung der wesentlichen Learnings.

 

 

Vorgehen

 

Natürlich benötigt es zuallererst eine(n) LektorIn. In meinem Fall hatte ich durch einen Verlag, der mir zwei Kurzgeschichten abgekauft hat, bereits mit einer Lektorin zusammengearbeitet. Sollte dagegen noch kein Kontakt existieren, so kann z.B. über Selfpublishingmarkt auf u.a. eine Liste an Lektorat-Anbietern zugegriffen werden.

 

Der/die LektorIn braucht anschließend i.d.R. einen repräsentativen Textausschnitt, sowie die Gesamtlänge des Textes (in Zeichen, Wörtern oder Standardseiten). Darauf basierend kann ein Angebot erstellt werden. Auch der Zeitraum sollte von vornherein abgestimmt werden, sowie ob nach dem Erstlektorat ein Endlektorat mit inkludiert ist. Das Endlektorat umfasst dabei eine erneute Durchsicht, nachdem der Text lektoriert und dementsprechend angepasst/korrigiert wurde.

 

Und glaubt mir, der Text wird ganz sicher angepasst und korrigiert!

 

 

Die Arbeit liegt dabei nicht bloß bei dem/der LektorIn. Denn Fehler / Inkonsistenzen / Hinweise werden bloß markiert bzw. kommentiert, nicht aber endgültig eingearbeitet. Daher sollte man mindestens zwei Monate Zeit einrechnen, um vom Start der Zusammenarbeit zu einem Endprodukt zu kommen. Optimal ist es aus meiner Sicht, wenn es keinen festen Endtermin zu treffen gilt.

 

 

Learnings

 

Tatsächlich war die Erfahrung eines professionellen Lektorats in vielerlei Hinsicht erhellend. Hier meine wesentlichen Learnings:

Quelle Bild: https://www.topcorrect.com/blog/how-to-use-a-comma/

  • Trotz mehrfacher Durchsicht des Textes - durch einen selber, sowie durch Testleser - gibt es immer noch unangenehm viele Rechtschreib- und Grammatikfehler. Diese vollständig und dauerhaft auszumerzen, scheint kaum realistisch. Aber das Lektorat hilft erheblich!
  • Der/Die LektorIn ist dann besonders hilfreich, wenn er/sie gnadenlos ist. Hinweise auf fehlende Glaubwürdigkeit, Längen, etc. von einer Person, die sich beruflich mit Texten beschäftigt, ist nicht immer erfreulich, aber fast ausnahmslos hilfreich. Ich habe meinen Text an einigen Stellen gekürzt, an anderen erweitert und sogar die eine oder andere inhaltliche Änderung vorgenommen.
  • Es muss nicht jeder inhaltliche Änderungsvorschlag umgesetzt werden. Denn am Ende kann der Text auch von dem profitieren, was mit Absicht weggelassen wurde.
  • Es muss nicht jeder textliche Änderungsvorschlag umgesetzt werden. Denn am Ende geht es nicht darum, einen Text "glattzubügeln". Die eigene Handschrift mit den eigenen Besonderheiten darf (sollte!) ruhig erhalten bleiben.

Eines ist für mich nach dieser Erfahrung nun eindeutig: Einen Roman, in den ich mehrere Jahre Arbeit gesteckt habe, werde ich von nun an immer ein Lektorat gönnen. Das schulde ich nicht nur dem Text und mir, sondern vor allem auch dem potenziellen Leser.

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