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KI für Autor*innen: Textgenerierung

Dieser Blog-Post ist der dritte in der Reihe "KI für Autor*innen". Der erste Post beschreibt die Situation zu Nutzungsmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) für Autor*innen auf einem abstrakten Level zum Zeitpunkt März, 2023.

 

Der zweite Post fokussiert sich auf die Nutzung der KI-Werkzeuge für die Ideengenerierung.

 

Dieser Blogartikel behandelt die Textgenerierung.

 

Bildquelle: DALL-E von OpenAI ("A pixar-style 3D rendering of a chatbot writing a book with a fireplace background") vom 27.05.2023

 

Disclaimer: Da die Entwicklungen in diesem Bereich momentan hochdynamisch sind, bitte ich um Verständnis, sollten bestimmte Informationen bereits wieder überholt sein.

 

Das Wichtigste vorab (eine Wiederholung aus dem letzten Blogartikel): Der/die Autor*in kann kein Urheberrecht für durch KI erstellten Text erwirken. Bloß bei anschließender Abwandlung des Textes ist dies u.U. wieder möglich. Inwiefern dies überprüfbar ist (oder ob jemand sich die Mühe macht), steht auf einem anderen Blatt Papier. Eine hilfreiche Übersicht zu den rechtlichen Fallstricken bei der Nutzung von ChatGPT & Co. für Texte findet sich hier.

 

Legen wir los!

Für die Erstellung eines Textes braucht es zuallererst eine Protagonistin, die ich mir (wie im letzten Blogartikel) durch ChatGPT erstellen lasse (warum ich nicht einfach bei der Idee vom letzten Mal weitermache, erkläre ich weiter unten):

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023)

 

Aufgrund der Eigenschaften (witzig, verwirrt), die ich in meinem Prompt angegeben habe, werden einige interessante Ansätze, wie die Fähigkeit, entsorgte Gegenstände artfremd wiederzuverwenden, aufgeworfen.

Nun brauche ich noch eine Idee für einen passenden Plot beziehungsweise einer passenden Szene:

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023)

 

Ich könnte nun weitere Vorschläge über die Schaltfläche "Regenerate response" generieren lassen, doch mir gefällt die erste Szene bereits ausreichend gut. Allerdings möchte ich die erwähnten Glitzerpailletten mit Konfetti ersetzen. Daraus soll nun ein Text von weniger als 1000 Wörtern entstehen (im Screenshot unten nicht vollständig dargestellt):

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023) - Ausschnitt

 

Gar nicht schlecht dafür, dass ich bisher keine Hand anlegen musste! Aufgrund der vorgegebenen Limitierung auf 1000 Wörter kommt der Text jedoch recht schnell zur Sache. Außerdem ist er mir zu beschreibend. Ein Dialog würde ihn etwas auffrischen:

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023) - Ausschnitt

 

Man sieht, dass ChatGPT einerseits die Story beibehalten hat, andererseits jedoch den Prompt (die Anweisung) zum Anlass genommen hat, auch den Rest der Geschichte umzuschreiben. Auch wenn dies nicht von mir beabsichtigt war, entscheide ich nun, welche Textabschnitte ich mir zusammenkopiere, um zu einer ersten Version für meine Kurzgeschichte zu kommen. Meine Wahl fällt auf einen Teil der Charakterbeschreibung (damit dieser im beschreibenden Text vorkommt), einen Teil des Dialogs und einen Teil des Textes.

 

Schließlich bitte ich ChatGPT darum, den Text in den Präsenz zu überführen:

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023) - Ausschnitt

 

Die Antwort von ChatGPT bleibt inhaltlich fast Wort für Wort beim vorgegebenen Text, bloß die Zeitform ist angepasst:

 

Quelle: ChatGPT Interface von OpenAI (27.05.2023) - Ausschnitt

 

Dies ist nun die Stelle, an der ich als Schriftsteller anfangen würde, Änderungen vorzunehmen, um zu einer Geschichte zu kommen, die tatsächlich meine Handschrift trägt. Dabei spreche ich hier vorrangig von inhaltlichen Aspekten. Doch auch der Schreibstil spielt eine Rolle. Wie dieser angepasst werden kann, dazu mehr im nächsten Blogartikel.

 

Hier auch nochmal der Hinweis auf einen kostenfreien und gut gestalteten Kurs zum "Prompt Engineering" (Empfehlung: Kapitel "Basics", "Basic Applications" und "Intermediate"). 

 

Ein ganz wichtiger Punkt bei der Nutzung von LLMs sollte an dieser Stelle noch erwähnt werden: die Begrenzung bei der Textlänge:

 

Wie im letzten Blogartikel erwähnt, basiert die Wirkungsweise von z.B. ChatGPT auf der sogenannten Transformer-Technologie, die mit einem "Attention Mechanism" arbeiten. Gewisse Textlängen werden „im Gedächtnis“ des Austausches zwischen Mensch und dem LLM gehalten. Doch diese Textlänge ist begrenzt. Wird sie überschritten, so kann es schnell passieren, dass der Output unzusammenhängend oder repetitiv wird.

  

Dabei zu beachten: Diese maximale Länge (auch "Context Window" genannt) bezieht sich auf die Summe des Textes ("Tokens") in dem Prompt und dem Output - also auf den gesamten Chatverlauf. Außer ich starte einen neuen Chat. 

Quelle: Screenshot aus Video „Comparing GPT-4 to GPT-3 and GPT-3.5”, Kurs “GPT-4: The new GPT release and what you need to know”, LinkedIn Learning, Jonathan Fernandes

 

Wird der Chat zu lang, so verliert ChatGPT die "Erinnerung" an die anfangs ausgetauschten Informationen. Für einen kurzen Austausch mit ChatGPT ist dies kein Problem, basierend auf GPT3.5 und mit einer Obergrenze von 4000 Tokens. Dabei braucht man im Englischen etwa anderthalbfach so viele Tokens wie Wörter. Im Deutschen liegt das Verhältnis höher.

 

Für die Erstellung eines längeren Textabschnittes - wie für einen Roman - ist die Obergrenze bei den Tokens somit limitierend. Das GPT4er Modell kann immerhin schon bis zu 8000 Tokens (beziehungsweise 32000 für die erweiterte Version) verarbeiten. Die im Juni verfügbar gemachte GPT3.5-turbo-16K Version behält (wie der Name schon deutlich macht) sogar 16.000 Tokens im Context Window. Damit reicht die ChatGPT-Reichweite schon heute für Kurzgeschichten. Jedoch nicht für ein Buch. Mit dem LLM Claude ist seit Mai 2023 sogar eine Länge von bis zu 100.000 Tokens machbar (zukünftige 200.000 wurden angekündigt). Und es wird erwartet, dass bis zu eine Million Tokens "demnächst" möglich werden. Damit erreichen wir Romanlänge.

 

Damit will ich aber auf keinen Fall suggerieren, dass ein gesamter Roman mit ChatGPT oder ähnlichen Werkzeugen geschrieben werden sollte! Wie bereits mehrfach erwähnt sollten derlei Tools eher als Inspiration und Hilfestellung verstanden werden. Nicht als selbstständige und alleinige Content-Generator.

 

 

Weiter geht es im nächsten Blog-Artikel mit dem Umschreiben eines Textes in die eigene "Handschrift", also die Anpassung einer Geschichte auf den eigenen Stil. Bis dahin wünsche ich erneut frohes Ausprobieren!

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